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Detailbeobachtungen


Der Bart als Politikum

Ein Bart konnte auch in der An­tike schon dazu bei­tragen, das ‚Image‘ ei­ner Per­son zu prägen. Je nach Form, Länge und Schnitt konnte der Bart etwa einen Krie­ger auszeichnen, einen Aristo­kraten oder – wie im neben­stehenden Beispiel – einen Philo­sophen (hier: Sokrates). Römische Kaiser trugen ab Hadrian (reg. 117–138) in der Re­gel einen Bart, der zunächst an ein Mit­glied der grie­chischen Ober­schicht erinnern sollte und sich vor allem in der Zeit der Soldaten­kaiser (ca. 235–284) dann zu einem Zei­chen militärischer Tüchtigkeit entwickelte. Konstantin (reg. 306–337) kehrte zum bart­losen Porträt der frühen Kaiser­zeit zurück, das die Herrscher in apollinischer Jugend­lichkeit und Schön­heit zeigte. Seine Nach­folger über­nahmen diesen Porträttyp zunächst, der Bart sollte dann jedoch ein bemerkens­wertes Revival erfahren. 

Denn als Julian, das letzte Mit­glied der konstan­tinischen Dy­nastie auf dem römischen Thron, zunächst in rangniedriger Stellung an der Re­gierung von Constantius II. mit­beteiligt wurde, trug auch er in konstan­tinischer Tra­dition noch keinen Bart. Als sich Julian gegen Constantius II. erhob und die Kaiser­würde an sich riss, änderte sich das Porträt dann allerdings grund­legend: Julian legte sich einen Bart zu, dem man auf den Münzprägungen seiner kurzen Regierungs­zeit quasi beim Wachsen zusehen kann. Und dieser Bart war ein Poli­tikum: Das neue Por­trät erinnerte zunächst an die militärischen Kai­ser des dritten Jahr­hunderts, entpuppte sich dann aber immer deut­licher als echter Philosophe­nbart – und der Bart war durchaus Programm, wie Sie auf den nächsten Seiten erfahren können. (dn)

 

(Bild: © The Trustees of the British Museum; 1925,1118.1)