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Herrschaftsrepräsentation zur Zeit der Tetrarchie


Ein Kaiser im Ruhestand?

Der Avers dieses Follis aus Trier zeigt eine mit Lorbeer bekränzte nach rechts blickende Büste Diocletians. Der Herrscher trägt einen Mantel und hält in der rechten Hand einen Olivenzweig, in der linken eine Mappa. Die Averslegende lautet D N DIOCLETIANO FELICISSIMO SEN AVG. Sie ist demnach Diocletian als Seniori Augusto, das heißt als emeritiertem Kaiser, gewidmet.

Auf dem Revers sind Quies, die Personifikation der Ruhe oder Rast, und Providentia, die Personifikation der Voraussicht, dargestellt. Die Frauenfiguren blicken einander an. Providentia hält in der rechten Hand einen Zweig und stützt sich mit der Linken auf ein Langzepter. Die Reverslegende lautet PROVIDENTIA DEORVM QVIES AVGG; dies drückt die durch göttliche Voraussicht beschlossene Entbindung des Diocletian und des Maximian von Regierungspflichten aus.

Diese Münze steht pars pro toto für eine Besonderheit des einzigartigen tetrachischen Regierungssystems: Am 1. Mai 305 traten die regierenden Augusti nach insgesamt zwanzig Jahren Herrschaft freiwillig zurück, sodass die nachfolgenden Caesares ihren Platz als Augusti einnehmen konnten. Ihnen folgten wiederum zwei neuernannte Caesares nach. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Übergabe der Herrschaft stets mit dem Tod des Herrschenden, des Öfteren durch einen Bürgerkrieg erwirkt, verknüpft. Diese Münze soll daher vor allem die Eintracht (concordia) propagieren, mit der der Regierungswechsel vollzogen wurde. Die Augusti traten zurück, konnten bei Bedarf jedoch durchaus wieder zurückkehren, wie es Diocletian 308 zur Vorbereitung der Kaiserkonferenz von Carnuntum mit seinem zehnten Konsulat tat. Im Gegensatz zur Behauptung schriftlicher Quellen zeigt die Münze, dass die Abdankung keineswegs die Rückkehr zum Privatmann bedeutete. [SL]