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Herrschaftsrepräsentation zur Zeit der Tetrarchie


Die doppelte Concordia

In der Zeit der Soldatenkaiser (235-284 n. Chr.), die Diocletians Herrschaft vorausging, wurde das Römische Imperium von zahlreichen innenpolitischen Krisen gebeutelt. Usurpation folgte auf Usurpation, und kaum ein Herrscher vermochte es, sich länger als ein paar Jahre an der Spitze des Römischen Reiches zu halten. Vor diesem Hintergrund erschließt sich die Bedeutung der vorliegenden Münze aus Lyon, deren Avers den neuen Caesar Galerius abbildet. Das Reversbild zeigt zwei Frauengestalten mit Füllhorn, die sich die Hände reichen. Dargestellt sind zwei Concordien, Personifikationen der Eintracht, was durch die rahmende Legende, CONCORDIA AVGG, übersetzt „die Eintracht der Kaiser“, hervorgehoben wird.

Die Inszenierung ihrer einträchtigen und kollegialen Zusammenarbeit musste Diocletian und Maximian ein zentrales Anliegen sein. Glaubwürdigkeit und innere Stabilität der neuen Herrschaftsordnung hingen davon ab. In den erhaltenen Lobreden (Panegyrici) jener Zeit werden die beiden Kaiser oft als Brüder (fratres) bezeichnet; ihr Umgang ist geprägt von gegenseitiger Hilfestellung und Respekt. Von Rivalentum oder Meinungsverschiedenheiten keine Spur.

Die vorliegende Münze wurde wahrscheinlich 293, nur kurz nach der Erhebung der Caesares, geprägt. Die propagierte Eintracht ist somit nicht als abstrakte Tugend zu verstehen, sondern unterstreicht vielmehr die gemeinsame Auswahl und Erhebung der Caesares durch die Augusti. Andere Prägungen derselben Emission zeigen als Beizeichen im Abschnitt ein Blitzbündel oder eine Keule – die Attribute von Jupiter und Hercules. Bemerkenswert ist, dass die Attribute auf einigen Münzen „vertauscht“ werden: Die Keule erscheint bei den Iovii, das Blitzbündel bei den Herculii. Durch diese Übertragung der religiösen Symbolik wird die harmonische Herrschaftsführung zusätzlich unterstrichen.