eMuseum

Einführung


Einbindung der Münzsammlung in Forschung & Lehre

Mit 93 Originalmünzen aus Kilikien und vielen hundert Gipsabgüssen stand uns für unsere Übung zum Thema "Brückenland Kilikien" im Sommersemester 2019 eine gute Materialbasis vor Ort zur Verfügung.

Im Jahre 1973 war dem Seminar für Alte Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die erste Münze geschenkt worden. Damit begann der Aufbau einer Lehr- und Studiensammlung, die den Studierenden Anschauungs- und Arbeitsmaterial für einen repräsentativen Einblick in die griechische und römische Münzprägung bieten sollte.

Durch Schenkungen und gezielte Ankäufe gelangten in den folgenden Jahren besonders viele Münzen aus Kleinasien in die Sammlung.

 

Abb. 1: Karte des östlichen Mittelmeerraums mit Angabe der Prägestätten, von denen Münzen in der Düsseldorfer Sammlung vorhanden und bereits online abrufbar sind (Ausschnitt, Stand März 2020, den aktuellen Stand der Digitalisierung erhalten Sie, wenn Sie die Karte anklicken)

 

Gemeinsam mit Dietmar Kienast, Otfried von Vacano und Ruprecht Ziegler traf sich bald jeden Donnerstagnachmittag ein Kreis von Münzfreunden (Lehrende der HHU, Studierende und Schüler, Sammler und Händler), die eigene Neuerwerbungen vorstellten, gemeinsam Münzen bestimmten, Abformungen und Gipsabgüsse erstellten und alle Objekte dokumentierten, die während dieser Treffen von Hand zu Hand gingen.

Eins der Ziele war die systematische Materialsammlung für einen Typenkatalog der antiken Münzen Kleinasiens, für den man bereits in den 1970er Jahren konsequent die langsam einsetzende digitale Datenverarbeitung nutzte. Zu diesem Zweck wurden in ISEGriM ("InformationsSystem zur Erfassung griechischer Münzen") Münzbeschreibungen nach streng formalen Kriterien zusammengetragen. Eine Druckversion erschien 1986. Auch heute finden sich in der inzwischen etwas modernisierten Datenbank (GCAM "Greek Coinage of Asia Minor") immer noch nützliche Informationen zu sonst unbekannten Typen.

 

Abb. 2: Eine Auswahl an Forschungs- und Bestimmungsliteratur zu Kilikien

 

Einen konkreten Forschungs- und Arbeitsschwerpunkt im Rahmen der kleinasiatischen Münzprägung bildete besonders in den 1980er Jahren am Lehrstuhl die Erforschung Kilikiens. Davon zeugen besonders die Publikationen von Ruprecht Ziegler. So sind "Münzen Kilikiens aus kleineren deutschen Sammlungen" (erschienen 1988) ein Ergebnis dieser besonderen Arbeitstreffen. Hier werden kilikische Münzen aus öffentlichen und privaten Sammlungen vorgestellt, von denen viele zuvor die Donnerstagssitzungen belebt haben. 1985 war bereits "Städtisches Prestige und kaiserliche Politik" erschienen, in dem Ziegler die kilikischen Münzen zusammengetragen und analysiert hatte, die auf die vielen lokalen Feste hinwiesen. Und im Rahmen seiner Habilitationsschrift "Kaiser, Heer und städtisches Geld" (erschienen 1993) beschäftigte er sich dann besonders mit der Münzprägung von Anazarbos und anderen ostkilikischen Städten.

Aus dieser Beschäftigung mit Kilikien erwuchs schließlich auch das spätere von der DFG geförderte Projekt "Gottheiten und Kulte als Indikatoren von Akkulturationsprozessen im Ebenen Kilikien", dessen Publikation "Kulturbegegnung in einem Brückenland" uns nicht nur den Ausstellungstitel lieferte, sondern vielfältig Antworten auf unsere Fragen zum "Ebenen Kilikien" bot und im Seminar (wie die Münzen) von Hand zu Hand wanderte.

Auch Franz Bernd Karbachs Stempelstudien zu "Augusta" (erschienen 1990) und "Eirenopolis" (erschienen 1992/93) verdanken ihre Entstehung den numismatischen Donnerstagsrunden in Düsseldorf.