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Einführung


Kilikien

Die antike Landschaft Kilikien befindet sich im Südosten der Türkei an der Grenze zu Syrien. Der größte Teil gehört heute zu den türkischen Provinzen Mersin und Adana, Osmaniye und Hatay schließen sich im Osten und Südosten an.

Bereits in der Antike war die Region ein Bindeglied, eine Brücke zwischen Kulturräumen, zwischen Kleinasien und Syrien, zwischen "Orient und Okzident". Gerade in der antiken Münzprägung spiegeln sich persische, kleinasiatisch-hethitische, luwische, griechisch-hellenistische und römische Traditionen und Einflüsse; gelegentlich mischen sich die Formen auch.

 

Karte © Andreas Hauffe

 

Der antike Geograph Strabon unterscheidet in seiner Erdbeschreibung (14,5,1 und 4) zwei Bereiche, Kilikia Tracheia (das "Rauhe Kilikien") und Kilikia Pedias (das "Ebene Kilikien"). Die Karte zeigt die landschaftlichen Unterschiede deutlich: Im Westen erstreckt sich eine bergige unwirtliche Region mit Städten vornehmlich an der Küste. Im Osten befindet sich eine ebene Landschaft, durchzogen von den Flüssen Saros und Pyramos und eingerahmt vom Taurosgebirge: Hier erstreckt sich Urbanisierung weit ins Landesinnere hinein, die Region ist dichter bevölkert als die Tracheia und sehr fruchtbar. Die Ebene ist heute als Çukurova bekannt und wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Zahlreiche seiner Romane lässt Yaşar Kemal hier spielen, wo er seine Kindheit verbrachte.

Statt einer ausführlichen historischen Einführung seien hier als Anregung und Einstimmung vielmehr einige kilikische "Besonderheiten" genannt:

- Die "Kilikische Pforte" ist eine Engstelle im Taurosgebirge auf 1290m üNN, die Kilikien vom Anatolischen Hinterland trennt; über diesen strategisch wichtigen Pass mussten schon Xenophons "Zehntausend" Söldner (Xenophon, anab. 1,4,4), Alexander der Große, der Apostel Paulus, römische Armeen, Kreuzritter und viele andere ...

- Issos im Osten ist bekannt als einer der zentralen Schlachtorte Alexanders des Großen: Hier besiegte im Jahr 333 v. Chr. ("333 – Issos' Keilerei") die makedonische Armee das persische Heer unter dem Großkönig Dareios III. in einer entscheidenden Feldschlacht. In hellenistisch-römischer Zeit erinnert dann die Stadt "Alexandreia kat' Isson" ("Alexandria bei Issos") an Sieg und Sieger.

- Berühmt-berüchtigt war Kilikien unter anderem für "seine Piraten": Im Westen dienten ihnen unzugängliche Orte an der felsigen Küste als Waren- und Handelsstützpunkte, bis Pompeius die Piraten schließlich 67 v. Chr. besiegte und die Machtverhältnisse in der Provinz neu strukturierte.

- Der bekannte römische Politiker, Rechtsanwalt und Autor M. Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) war in der Proviz Cilicia in den Jahren 51/50 v. Chr. als Statthalter eingesetzt.

- Der Apostel Paulus stammte aus Tarsos. In der Apostelgeschichte 21,39 schreibt er "Ich bin ein Jude aus Tarsos in Kilikien, ein Bürger dieser nicht ganz unbedeutenden Stadt".

- Auf dem Weg ins Heilige Land ertrank Kaiser Barbarossa im Jahre 1190 während des dritten Kreuzzuges im Kalykadnos (heute Göksu).

- Ein gefilzter Mantel aus Ziegenhaar, dick und wärmend, stammte aus Kilikien und war in der Antike im gesamten Mittelmeeraum bekannt. Seiner Herkunft entsprechend nannte man ihn "cilicium", Plural "cilicia"; so überliefern es Inschriften und die antiken Autoren. Auch Yaşar Kemal beschreibt dieses Kleidungsstück.

 

Weiterführende Literatur

K. Ehling – D. Pohl – M. H. Sayar, Kulturbegegnung in einem Brückenland. Gottheiten und Kulte als Indikatoren von Akkulturationsprozessen im Ebenen Kilikien, hrsg. v. M. Meyer und R. Ziegler, Asia Minor Studien 53 (Bonn 2004) bes. S. 7-33 

F. Hild – H. Hellenkemper, Kilikien und Isaurien, Tabula Imperii Byzantini 5 = Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 215 (Wien 1990)

W. M. Ramsay, Cilicia, Tarsus and the Great Tarsus pass, The Geographical Journal 22/4, 1903, S. 357-410

 

Hilfreich und informativ ist auch die Website kilikien.de von Susanne Fröhlich (geb. Pilhofer) und Philipp Pilhofer