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Piraten auf dem Thron? Tarkondimotos I. und Philopator II.

Im Jahre 67 v. Chr. kam der ehemalige Konsul Pompeius nach Kilikien, um gegen die dort ansässigen Piraten vorzugehen. Er besiegte den Großteil in der Schlacht, die übriggebliebenen geschlagenen Seeräuber ließen sich in Kilikien nieder.

Einer von ihnen trug den Namen Tarkondimotos, er konnte sich schon bald gegen seine ehemaligen Piratenkollegen durchsetzen und war bereits 64/63 v. Chr. Herr über die restlichen Piraten. Sein Herrschaftsgebiet war wahrscheinlich an der syrisch-kilikischen Grenze gelegen. Er war Rom gegenüber loyal, wobei diese Loyalität meist an einzelne Personen geknüpft war, zunächst an Pompeius, dem er bis zu dessen Tod beistand. Danach wandte er sich Caesar zu. Nachdem auch dieser getötet wurde, schloss er sich schließlich dem Antonius an, der ihm den Königstitel verlieh. Tarkondimotos wurde somit zum Klientelkönig. Auf Antonius bezog sich auch Tarkondimotos’ Beiname Philantonius (der "den Antonius Liebende"). Beide Bezeichnungen (Königstitel und Beiname) ließ er auf seine Münzen prägen (Abb. 1). Auf Seiten des Antonius fiel er bei einem Vorgefecht der Schlacht von Actium 31 v. Chr., der entscheidenden Schlacht des römischen Bürgerkrieges, bei dem Antonius gegen Augustus kämpfte.

 

Abb. 1: Münze von Tarkondimotos I. mit dem Porträt des Königs auf der Vs. und der Rs.-Legende ΒΑΣΙΛΕΩΣ / ΤΑΝΡΚΟΝΔΙΜΟ/ΤΟΥ // ΦΙΛΑΝΤΩΝ[ΙΟΥ] (© Leu Numismatik AG, Web-Auktion 8, 2019-06-19 Nr. 479)

 

Da Tarkondimotos I. auf der Verliererseite starb, verloren seine Nachfolger zunächst die Anerkennung ihrer Herrschaft durch Rom, gewannen diese im Jahre 20 v. Chr. jedoch wieder. Schließlich bildete sich eine Dynastie. Ihr Herrschaftsgebiet war jedoch nicht mehr so groß wie unter Tarkondimotos I.

Zuerst wurde Tarkondimotos II. Herrscher, er starb aber schon zwischen 19 und 14 v. Chr. und sein Sohn Tarkondimotos III. Philopator II. (der "den Vater Liebende") kam an die Macht. Viel ist nicht über ihn bekannt. Er und sein Großvater Tarkondimotos I. waren die einzigen Herrscher ihrer Dynastie, die Münzen in ihrem Namen prägen ließen: Tarkondimotos I. mit eigenem Porträt als hellenistischer Monarch, Tarkondimotos III. in traditioneller Ikonografie mit (Stadt)Tyche und Athena (Abb. 2), bekannt von den Münzen aus Aigeai. Er starb im Jahre 17 n. Chr., und nach seinem Tod war die Bevölkerung in zwei Fraktionen geteilt, die eine war für die römische Herrschaft, während die andere sich weiterhin für das Klientelkönigtum aussprach. Im Endeffekt wurde das Herrschaftsgebiet der Tarkondimotiden Teil des Römischen Reiches.

 

Abb. 2: Münze von Tarkondimotos III. Philopator ohne eigenes Porträt (aus der Sammlung der HHU, Inv. Ls4252.32.89)

 

Weiterführende Literatur

N. Wright, Anazarbos and the Tarkondimotid Kings of Kilikia, in: Anatolian Studies 58, 2008, S. 115-125

N. Wright, The house of Tarkondimotos: a late Hellenistic dynasty between Rome and the East, in: Anatolian Studies 62, 2012, S. 69-88

R. Ziegler, Ein neuer Münztyp des kilikischen Königs Tarkondimotos, in: Jahrbuch für Numismatik und Geldgschichte 64, 2014, 1-13

R. Ziegler, Die Tarkondimotiden, Archelaos und Strabons Kastabala. Überlegungen zur indirekten Herrschaftsausübung Roms in Südostkleinasien, in: H.-H. Nieswand – H. Schwarzer (Hrsg.), "Man kann es sich nicht prächtig genug vorstellen!". Festschrift Dieter Salzmann (Marsberg/Padberg 2016) S. 759-770