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Münzprägende Städte in Kilikien


Aigeai: Stadt der Ziegen

Aigeai war eine antike Stadt, die zur Kilikia Pedias gehörte. Heute ist der Ort als Yumurtalık bekannt (wobei im Stadtteilnamen Ayas der antike Name Aigeai noch anklingt) und gehört zur türkischen Provinz Adana. Aigeai liegt am Golf von Issos und hat dadurch einen strategisch günstigen Platz, um von Kleinasien zu den großen syrischen Häfen zu gelangen.

Vor der Eroberung der Region durch Alexander den Großen existierte dort bereits eine kleine Siedlung. Doch erst durch seine Eroberung im Jahre 333 v. Chr. begann das Wachstum der Stadt. Unter seleukidischer Herrschaft wurde Aigeai zur einer autonomen Stadt. Vor allem im 2. Jahrhundert n. Chr., während des Bar-Kochbar-Krieges oder auch der Partherkriege, bewies die Stadt ihre strategische Bedeutung.

Die ersten Münzen der Stadt, die mit Sicherheit datierbar sind, stammen aus der Regierungszeit des Seleukidenkönigs Antiochos IV. (175-164 v. Chr.). Numismatisch ist die Stadt auch bekannt als Prägestätte umfangreicher hadrianischer Silbermünzserien.

 

Abb. 1: Bronzemünze aus Aigeai aus der Zeit des Diadumenian mit einer Ziege auf der Rs., an deren Hörnern Fackeln befestigt sind (© Leu Numismatik AG, Web-Auktion 10, 2019-12-07, Nr. 836)

 

Als Parasemon (Wappen) und "redendes Zeichen" prangt in Aigeai die Ziege auf den Münzen; sie findet sich als Hauptmotiv und als Beizeichen. Dies lässt sich durch eine Gründungslegende erklären. Alexander der Große hatte hier das Heer des Perserkönigs Dareios besiegt und deshalb zur Erinnerung an den Sieg an diesem Ort eine Stadt gegründet: Um die Vielzahl an gegnerischen Truppen zu täuschen, band er Fackeln an die Hörner von vielen Ziegen (Abb. 1) und rückte nachts aus. Als die Gegner die vielen Lichter sahen, glaubten sie, sie stünden einem riesigen Heer gegenüber und ergriffen die Flucht.

Die Episode ist im sog Alexanderroman überliefert (2,23), einem zwar erst in der Spätantike zusammengestellten Werk, das aber auch auf deutlich frühere Textquellen zurückgeht; die Inhalte waren im Hellenismus und in der Kaiserzeit geläufig. Diesem Gründungsmythos verdankt die Stadt auch ihren Namen, da Aigeai lautmalerisch nah mit aix / Plural aiges (griech. für Ziege/Ziegen) verbunden ist. [CD]

 

Weiterführende Literatur

F. Haymann, Untersuchungen zur Geschichte und Identitätskonstruktion von Aigeai im römischen Kilikien (20 v. – 260 n. Chr.), Gephyra 8 (Bonn 2014)

 

Quellen und Ausgaben

Leben und Taten Alexanders von Makedonien. Der griechische Alexanderroman nach der Handschrift L. Herausgegeben und übersetzt von Helmut van Thiel, Texte zur Forschung 13 (Darmstadt 1983)