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Münzprägende Städte in Kilikien


Seleukeia am Kalykadnos

Seleukeia am Kalykadnos war eine seleukidische Kolonie in Kilikien. Sie wurde bereits vom Dynastiegründer Seleukos I. vermutlich im Zeitraum zwischen 296 und 280 v. Chr. angelegt. Dieser siedelte die Bewohner der älteren griechischen Siedlung Holmoi in seine neu gegründete Stadt um. Es wurde auch überliefert, dass der Ort ursprünglich als Hyria oder Olbia bekannt war. Vermutlich handelte es sich um einen "Synoikismos" (aus "syn" = "zusammen" und oikos = "Haus"), das heißt eine Zusammenlegung mehrerer kleinerer Gemeinden und Ortschaften.

Die Lage der Stadt war von großer strategischer Bedeutung. Gelegen an der Mündung des Kalykadnos und umgeben von Gebirgsland konnte hier ein wichtiger Verkehrsweg ins Landesinnere blockiert werden. Das Tal war Teil einer Verbindungsstraße zwischen dem Inneren Kleinasiens und Syriens im Südosten. Bereits Alexander der Große hatte diesen Weg auf seinem Feldzug genutzt. Ursprünglich hatte Seleukos die Stadt wohl zur Grenzsicherung seines Gebiets gegen Ptolemaios im Westen und Lysimachos im Nordwesten angelegt.

 

Abb. 1: Plan der Stadt Seleukeia (aus: J. A. Keil, Denkmäler aus dem Rauhen Kilikien, Monumenta Asiae Minoris Antiqua III [Wien 1931] Taf. 3)

 

Die Stadt war als typische hellenistische Koloniestadt angelegt worden. Mit ihren griechischen Tempelbauten und ihrem Gymnasion war sie von einer Mauer umgeben und am Westrand mit einer Akropolis geschützt (Abb. 1). Der Geograph Strabon (14,670) betonte in seiner Beschreibung der Stadt und des Umlandes die Andersartigkeit in der Lebensweise der griechischen Bewohner der Stadt zu den in der Umgebung lebenden Kilikiern und Pamphylern.

Neben lokalen Münzen wurden hier auch königliche seleukidische Münzen geprägt. Zu besonderer Bedeutung kam Seleukeia am Kalykadnos für den Seleukidenkönig Seleukos VI. Als dieser einen Bürgerkrieg gegen seinen Onkel Antiochos IX. führte, machte er die Stadt zu seiner Hauptstadt und Basis seiner Militäroperationen. Da er für seinen Krieg große Geldsummen benötigte, wurde das Prägevolumen der königlichen Prägestätte der Stadt in einem solchen Maß gesteigert, dass es das jeder anderen Stadt in der Spätphase des Seleukidenreichs übertraf.

 

Abb. 2: Königliche Tetradrachme von Seleukos VI. aus Seleukeia am Kalykadnos (= SC II Nr. 2405, © American Numismatic Society, Inv. 1944.100.78103)

 

Im dritten nachchristlichen Jahrhundert wurde Seleukeia zur Hauptstadt der neu geschaffenen römischen Provinz Isauria. Im Jahr 1190 ertrank Kaiser Friedrich Barbarossa in der Nähe der Stadt. Noch heute erinnert der Name der modernen türkischen Siedlung Silifke an den antiken Ort Seleukeia. [LG]

 

Weiterführende Literatur

G. M. Cohen, The Seleucid colonies. Studies in founding, administration and organization (Wiesbaden 1978)

J. D. Grainger, The rise of the Seleukid Empire 323-223 BC (Barnsley 2014)

J. D. Grainger, The fall of the Seleukid Empire 187-75 BC (Barnsley 2015)