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Ein junger Held: Amphilochos

Amphilochos war ein mythischer Heros und Seher, der nach einer unter anderem von Strabon in seiner Erdbeschreibung (14,5,16) überlieferten Legende zusammen mit Mopsos nach dem Kampf um Troja Mallos gegründet haben soll. Nach Unstimmigkeiten um die Herrschaft fielen beide im Kampf gegeneinander. Beide haben ihre Gräber bei Magarsos.

Auf einer Reise nach Mallos brachte Alexander der Große dem Amphilochos ein Opfer dar. Vermutlich sah Alexander in einem einheimischen Heros den griechischen Amphilochos. Mallos erkannte dadurch den Wert einer griechischen Abstammung, wodurch sich Amphilochos als Gründungsheros in der Folgezeit immer mehr etablierte. Von einem berühmten Orakel berichtet erstmals Plutarch in seinen Moralischen Schriften (de def. orac. 45, p 434D), was auf eine zunehmende Bedeutung des Amphilochos-Kults im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. schließen lässt. Dafür spricht auch das erstmalige Auftauchen des Heros auf Münzen aus der Zeit des römischen Kaisers Hadrian (117-138 n. Chr.). Der zweite mythische Gründer Mopsos findet in der mallotischen Geschichte wenig Beachtung, wenngleich er der Überlieferung zufolge in Mallos geblieben war, um als König zu herrschen, während Amphilochos für einige Zeit nach Argos zurückkehrte. Dieser Bedeutungsverlust ist vielleicht Folge seiner ungeklärten Herkunft. Als sicher galt, dass Amphilochos aus Argos stammte und als Sohn des Sehers Amphiaraos Fähigkeiten in der Deutung von Orakeln besaß. Für die Malloten stellte das den wichtigeren und eindeutigeren Nachweis für ihr Griechentum dar.

 

Abb. 1: Münze aus Mallos aus der Zeit des Caracalla mit Amphilochos auf der Rs. (© Leu Numismatik AG, Web Auktion 9, 2019-09-07, Nr. 797)

Abb. 2: Münze aus Tarsos aus der Zeit des Gallienus mit Amphilochos auf der Rs. (© Gorny & Mosch, Auktion 265, 2019-10-14, Nr. 1107)

 

Auf den städtischen Münzen war Amphilochos nicht nur in Mallos (Abb. 1), sondern auch in Tarsos vertreten (Abb. 2). Die Wiedergabe ist stets gleich: So wird Amphilochos mit Zweig, Zepter und Eber dargestellt, manchmal kommt ein Dreifuß dazu. Damit steht er ikonographisch Apollon nahe. Beliebter als die Einzeldarstellung war jedoch die Gruppe von Amphilochos mit Stadtpersonifikation und/oder Athena Magarsia (Abb. 2). Die Kombination von Athena Magarsia und Amphilochos im Münzbild symbolisiert den Ausgleich zwischen älterer und jüngerer Tradition.

 

Abb. 3: Bronzemünze aus Mallos aus der Zeit des Macrinus mit (von links nach rechts) Athena Magarsia, der Stadttyche mit Flussgott und dem Heros Amphilochos, der die sitzende Stadttyche bekränzt (© Numismatik Lanz, Auktion 154, 2012-06-11, Nr. 396)

 

Das Motiv wurde seit hadrianischer Zeit im 2. Jahrhundert n. Chr. verwendet. Das lokale Bildprogramm veränderte sich mit dem Statuswechsel zur colonia 229/230 n. Chr. nur wenig. Auf manchen kolonialen Münzen wird die Stadt als COLONI(A) AMFILOCHI ("Kolonie des Amphilochos") oder sogar COLONIA DEI AMFILOCHI ("Kolonie des Gottes Amphilochos") bezeichnet. [MK]

 

Weiterführende Literatur

A. Filges, Münzbild und Gemeinschaft. Die Prägung der römischen Kolonien in Kleinasien, Bonn 2015 (Frankfurter Archäologische Schriften 29) S. 137-138

K. Ehling, Athena Magarsia und Amphilochos auf den kaiserzeitlichen Münzen von Mallos, in: K. Ehling – D. Pohl – M. H. Sayar, Kulturbegegnung in einem Brückenland. Gottheiten und Kulte als Indikatoren von Akkulturationsprozessen im Ebenen Kilikien, hrsg. v. M. Meyer und R. Ziegler, Asia Minor Studien 53 (Bonn 2004) S. 126-130

LIMC I (1981) S. 713-717 s. v. Amphilochos (I. Krauskopf)

Der Neue Pauly I (1996) Sp. 614 s. v. Amphilochos [1] (T. Scheer)

 

Quellen und Ausgaben

Strabon Geographika, Bd. 8: Buch XIV-XVII. Mit Übersetzung und Kommentar von Stefan Radt (Göttingen 2009)

Plutarch. Über Gott und Vorsehung, Dämonen und Weissagung, Religionsphilosophische Schriften. Eingeleitet und neu übertragen von K. Ziegler, Bibliothek der Alten Welt (Zürich u.a. 1952) S. 106-169 ("Über die eingegangenen Orakel")